Die Auswahl eines IT-Service-Management-Tools gehört zu den strategisch relevantesten Entscheidungen einer modernen IT-Organisation.
ITSM-Plattformen sind längst nicht mehr nur Ticket-Systeme, sondern hochintegrierte Systeme für:
- Service-Management
- Workflow-Automatisierung
- CMDB-Management
- Knowledge-Management
- Self-Service & UX-Plattformen
- Reporting & Value-Transparenz
Damit prägen sie IT-Abläufe und Servicequalität oft über viele Jahre.
Eine Fehlentscheidung führt zu:
- hohen Umstellungs- und Betriebskosten
- mangelnder Adoption
- ineffizienten Prozessen trotz Tool
- Integrationsproblemen
- fehlender Skalierbarkeit bei Reifegradzuwachs
Die Erfahrung zeigt:
Nicht das „beste Tool“ gewinnt – sondern das passendste Tool.
Warum Tool-Auswahl häufig scheitert
Typische Ursachen in Unternehmen:
| Ursache | Konsequenz |
|---|---|
| Unklare Anforderungen | Tool kann echten Bedarf nicht erfüllen |
| Tool-first statt Prozess-first | Digitalisierung fehlerhafter Abläufe |
| Vendor-Bias / Hype | Entscheidung nicht objektiv |
| Proof-of-Concept fehlt | Überraschungen bei Implementierung |
| Kostenfokus nur auf Lizenz | TCO-Überraschungen nach Produktivstart |
Viele Organisationen suchen kein Tool – sie suchen „Ruhe im System“.
Doch Ruhe entsteht nicht durch Produkte, sondern durch klaren Auswahlprozess.
Methodischer Ansatz für eine erfolgreiche Auswahl
1. Zielbild & strategischer Rahmen
Bevor Systeme bewertet werden, steht die Klärung:
- Welche strategische Rolle soll ITSM im Unternehmen spielen?
- Welche Reife wollen wir erreichen?
- Welche Integrationsanforderungen existieren?
- Welche Betriebsmodelle sind realistisch?
Ein Tool ist eine Plattform – keine Punktlösung.
2. Anforderungserhebung & Priorisierung
Erfolgreiche Auswahl beginnt mit Transparenz zu:
- aktuellen Prozessen & Schwachstellen
- Zielprozessen & Automatisierungspotenzial
- UX-Anforderungen (End-User & Agent Experience)
- Schnittstellen (HR, Finance, Identity, Monitoring, CMDB, Security)
- regulatorischen & Sicherheitsanforderungen
Priorisierung ist zentral:
„Alles ist wichtig“ ist meist ein Symptom für Unklarheit.
3. Marktüberblick & Shortlist
Ein neutraler Marktüberblick umfasst:
- Funktionsbreite
- Prozess-Reifegrad & Framework-Alignment (z. B. ITIL)
- Architektur & Skalierbarkeit
- Rolle des Tools im Ökosystem
- Branchenspezifische Referenzen
Ziel ist eine fundierte Shortlist – nicht ein Schönheitswettbewerb.
4. Bewertungsmatrix
Objektive Kriterienstruktur:
| Kategorie | Beispiele |
|---|---|
| Prozess-Fit | ITIL-Prozess-Abdeckung, Workflow-Tiefe |
| Benutzererlebnis | Self-Service, Agent-UI, Mobility |
| Integrationen | APIs, Event-Ing., CMDB-Link, HR/ERP-Anbindung |
| Sicherheit & Compliance | Identity, Audit, Cloud-Sicherheit |
| Betriebsmodell | SaaS-Reife, Upgrades, SLAs |
| Kosten & TCO | Lizenz, Implementierung, Betrieb |
Gewichtung muss vor dem Toolkontakt fixiert sein.
5. Proof-of-Concept
Der PoC ist das Herzstück einer seriösen Auswahl.
Ziel: Validierung realer Szenarien:
Beispiele:
- Onboarding / Identity-Flow
- Incident-Handling
- Change-Workflow
- Service Katalog Anfrage + Genehmigung
- Automatisierungsbeispiel
- Governance-Case (z. B. Auditnachvollziehbarkeit)
Erfolgsregeln im PoC:
- Standardprozess testen, keine Custom-Showcases
- Realistische Daten & Rollen
- Fachbereiche einbeziehen
- Bewertung dokumentieren
6. Total Cost of Ownership
Ein ITSM-System kostet nicht bei der Lizenz – sondern im Betrieb.
TCO umfasst:
- Lizenzkosten
- Implementierungsaufwand
- Customization
- Integration
- Laufender Betrieb & Support
- Upgrade-Pfad & Pflegeaufwand
- Personalqualifizierung
Tool-Entscheidungen ohne TCO-Betrachtung sind Glückssache.
Typische Fehler vermeiden
- Tool ersetzen statt Prozesse optimieren
- Datenmigration unterschätzen (CMDB, Knowledge, Tickets)
- „Wir machen es selbst“ ohne Skills
- Keine End-User-Perspektive
- PoC nur mit „Power-Usern“
Besonders kritisch:
Toolwechsel ohne Kultur- und Kompetenzaufbau führt zu Enttäuschungen.
Bewährte Erfolgsfaktoren
- Reifegrad-basierte Einführung
- Fokus auf Kernprozesse vor Automatisierung
- Governance & Rollenmodell (Service Owner, CMDB Owner)
- Definierte Betriebs- & Weiterentwicklungsstruktur
- KPI-gestützter Rollout
Fazit
Eine erfolgreiche ITSM-Toolauswahl ist kein Software-Vergleich,
sondern ein strukturierter Transformationsprozess mit klarem Zielbild.
Professionelle Auswahl bedeutet:
- strategisch denken
- operativ testen
- objektiv bewerten
- wirtschaftlich entscheiden
So entsteht eine Plattform, die Skalierbarkeit, Effizienz und digitale Servicekultur unterstützt.

Ihr Ansprechpartner
Andreas Müller

